Geschichte

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Ein Blick zurück

Die Armenfonds

Menschen in sozialer und gesundheitlicher Notlage wurde in Ulten bis Mitte des 19. Jh. vorwiegend über den so genannten Armenfonds geholfen, eine für damalige Zeit sehr fortschrittliche Einrichtung. So geht aus dem Abrechnungsprotokoll des „Armenfonds im Thale Ulten k.k. Bezirksgericht Lana“ des Jahres 1834 „unter der Verwaltung des Anton Gruber zu Obkirch bey St. Pankraz in Ulten“ hervor, dass dem „Kirurgen (Gemeindearzt) Settari“ für die Verpflegung und Behandlung „des sicheren (kranken) Franz Rizzi“ aus dem Nonsberg „im Krankenzimmer zu St. Pankraz“ ein bestimmter Geldbetrag zugewiesen wurde, ebenso für die Beheizung des Zimmers. Auch wurden dem „Kirurgen für an arme Kranke abgerichtete Medikamente und für andere chirurgische Verrichtungen und Visiten“ Spesen und Honorare aus dem Armenfonds bezahlt. Für die medizinische Betreuung war im Hause des „Gerichts Kirurgen Alois Settari“ 1-2 Zimmer für Notfälle untergebracht.
Auch wurden Pflegebeiträge an minderbemittelte Personen ausbezahlt, welche pflegebedürftige Angehörige zu Hause betreuten, wie in einem konkreten Fall angeführt wird: „Dem Kristian Matscher am Zainegg sind für die Verpflegung seiner blinden und blödsinnigen (schwachsinnigen) Schwester Maria 21fl (Gulden) zugesichert“. Weiters wurden „Almosen und Beyträge“ an Personen verteilt, die laut „Erkennen des Seelsorgers, des Vorstehers und der Kommissionsmitglieder“ als hilfsbedürftig erachtet wurden. Auch „Schulbeyträge für arme Kinder“ wurden verteilt. Gespeist wurde dieser Fonds aus verschiedenen Quellen: von Anlagezinsen, von „Zehent und Grundgerechtigkeiten“, von Strafgeldern (Raufhandel, Verstöße in Gastbetrieben, wie z.B. die Gestattung verbotener Spiele oder Übertretung der Polizeistunde), von Schenkungen und vom sogenannten „Armenprozent von freywilligen Versteigerungen“, wie im vorhin erwähnten Abrechnungsprotokoll angeführt wird: „Vom Joseph Thaler zum Eggen auf Staffels aus der Versteigerung der Leibkleider seiner verstorbenen Gattin Maria Marsoner, ab 53 fl 1%“.

Der Bau der Armenhäuser in Ulten

Man hat mit der Zeit erkannt, dass der Armenfonds wohl in vielen Fällen die Not lindern konnte, aber nicht ausreichend war, um kranken und alleinstehenden Menschen auch konkret und effizient helfen zu können: es brauchte eine dauerhafte Versorgungsstelle. Aus dieser Erkenntnis heraus dürften gegen Ende der ersten Hälfte des 19.Jh. in vier Ortschaften des Tales nach und nach Spitäler (Armenhäuser) errichtet worden sein.
Wie aus einem Zeitungsbericht des Jahres 1884 (Der Burggräfler, Nr. 94) hervorgeht, war jenes von St.Walburg das letzte in der Reihenfolge: „St. Walburg (Ulten), 16. Nov. Schon seit mehreren Jahren erfreute sich die Fraktion der Gemeinde Ulten eines Spitals beziehungsweise Armenhauses, nur St. Walburg allein war von dieser allgemeinen Regel ausgenommen. Jetzt hoffen auch die Walburger baldigst zum Baue dieser so nothwendigen Versorgungsanstalt für Arme und Kranke den Grund legen zu können. Dies verdanken wir vornehmlich den außerordentlichen Bemühungen unseres hochw. Herrn Kuraten M. Platter. Freilich hat derselbe schon viele Hindernisse überwinden müssen, aber mit thätiger Beihilfe der Gemeinde (wenn auch einige Schreier dagegen sind) und den Wohlthaten edelmüthiger Menschen werden wir bald zum Ziele kommen. Der Herr vergelte dem thätigen Seelsorger und den edelmüthigen Freunden der Armen ihre großmüthigen Opfer.“ Zwei Jahre später war der Bau dann auch fertiggestellt; zwei Terziarschwestern versahen den Dienst.
In St.Pankraz wurde das Armenhaus bereits Mitte der 40er-Jahre errichtet. Aufgrund mündlicher Überlieferungen soll der damalige Pfarrer Mathias Tröger die treibende Kraft zur Verwirklichung dieser so wichtigen sozialen Einrichtung gewesen sein. Er hat auch den dazu nötigen Baugrund im Jahre 1847 unentgeltlich zur Verfügung gestellt haben. So wird Pfarrer Tröger ganz allgemein als Begründer des „Altenheimes St. Pankraz“ angesehen.
Es gibt keine Urkunde und nur wenige schriftliche Unterlagen, mit welchen der Werdegang rekonstruiert werden könnte. So schreibt z.B. Josef Tarneller in „Die Hofnamen im Burggrafenamt und in den angrenzenden Gemeinden“ (1910): „Spittel. In den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts an Stelle des Früemess-Stadels erbaut“. Der Stadel des Früemess-Anwesens, im Besitze der Kirche, wurde also abgebrochen und auf dessen Grund das „Spital“ gebaut.
Die Lage dafür war sehr gut geeignet: unmittelbar neben der Kirche, am alten Ultner Talweg. Die zum Bau benötigten Geldmittel sollen, immer laut mündlicher Überlieferung, teils durch Spenden aus der Bevölkerung und aus dem Geldbestand des Armenfonds aufgebracht worden sein. Der Großteil soll jedoch durch eine beachtliche Spende der damaligen Schlossherrin abgedeckt worden sein.
Es ist nicht bekannt, wie die Führung des Armenhauses organisiert war, es ist aber anzunehmen, dass sie anfänglich in den Händen der Armenfondsverwaltung lag. Für die Verpflegung war man vielfach auf Spenden aus der bäuerlichen Bevölkerung angewiesen.
Mit der Einrichtung der Gemeindefürsorgestellen (ECA) wurde die Verwaltung der Stiftung „Altenheim St. Pankraz“ von der Gemeindefürsorgestelle Ulten übernommen. Als 1960 St. Pankraz eine eigenständige Gemeinde wurde, musste auch ein eigener Verwaltungsrat ernannt werden. Es gab auch noch keine Satzungen und keine Personalordnung. Erst als mit 1. Jänner 1983 die Gemeindefürsorgestellen wieder aufgelöst wurden, mussten Satzungen erstellt werden, um eine juridische Grundlage für die Führung zu haben. Im Amtsblatt der Region vom 24. März 1987, Nr. 14 wurden die neuen „Satzungen zur Führung der Stiftung Altenheim St. Pankraz“ genehmigt.
Mit dem Regionalgesetz Nr. 7/2005 wurden im August 2008 die Stiftungen in öffentliche Betriebe für Pflege- und Betreuungsdienste (ÖBPB) umgewandelt, so auch das Altenheim St. Pankraz.

Der Bau des neuen Altenheims

Nach etlichen Renovierungsarbeiten in den 60er- und 70er-Jahren und die immer wachsenden Anforderungen an die Altenheime fasste man 1988 den Entschluss, das Gebäude umfassend zu sanieren. Doch aufgrund der ungünstigen Lage des bestehenden Gebäudes, die eine vernünftige Sanierung kaum zuließ und auf Anraten der Landeskommission für Altenbetreuung entschloss man sich für einen Standortwechsel- und somit für einen Neubau.
Das definitive Projekt wurde 1996 in Form eines Ideenwettbewerbs ausgeschrieben. Da kein 1. Preis vergeben wurde, beauftragte man Arch. Paul Gamper mit der Ausarbeitung des Vorprojekts. Dieses wurde Ende 1997 vom Gemeindeausschuss genehmigt und erhielt auch von allen zuständigen Gemeinde- und Landeskommissionen ein positives Gutachten. Nachdem die Finanzierung des Vorhabens abgesichert war, konnte am 3. April 2000 mit den Arbeiten begonnen werden, die im Oktober des Jahres 2002 abgeschlossen wurden. Am 8. Jänner 2003 erfolgte die Übersiedelung in das neue Heim.

Deutschordensschwestern in St.Pankraz

Im Jahre 1887, wahrscheinlich bedingt durch einen Mangel an geeignetem Pflegepersonal, stellte die Fraktionsverwaltung (damals war das gesamte Ultental eine Gemeinde) an die Provinzoberin der Deutschordensschwestern in Lana ein Gesuch mit der Bitte, „drei Schwestern für die Pflege der Gemeindearmen im Spital und für den Schuldienst zu stellen“. Dem Ansuchen wurde stattgegeben und zu Martini 1887 übernahmen zwei Ordensschwestern den Dienst im Spital. Eine Schwester trat in den Schuldienst ein. Durch viele Jahrzehnte hindurch führten die zwei Schwestern ohne „weltliche Hilfe“ das Armenhaus, das ursprünglich nur für die „Gemeindearmen“ bestimmt war. Wie aus den Aufzeichnungen im „Spitalbuch“ hervorgeht, wurden auch viele jüngere Leute und Kinder dort aufgenommen und gesund gepflegt. Das Armenhaus wurde eine Art „Dorfspital“. Mehrere Wöchnerinnen kamen zur Entbindung ins Spital. Umgekehrt wurden die Krankenschwestern auch öfters für Injektionen zu den Kranken in die Häuser geholt.
Bis zum Bau des neuen Gemeindehauses (1973) war im Altenheim auch das Arztambulatorium untergebracht. Der Gemeindearzt versah dort zweimal wöchentlich seinen Dienst.
Bis Ende des Jahres 2012, also volle 125 Jahre, leisteten insgesamt 59 Ordensschwestern ihren Einsatz im Altenheim St. Pankraz.
Von 1887 bis 1913 unterrichteten insgesamt fünf Lehrschwestern in der Volksschule von St. Pankraz. Nach dem Ersten Weltkrieg, mit der Abschaffung des Deutschunterrichts, verloren die Schwestern ihre Lehrstelle. Erst 1962, also nach über 50 Jahren, kam mit Schwester Hiltraud Unterkalmsteiner, die heutige Provinzoberin, wieder eine Deutschordensschwester als Lehrerin nach St. Pankraz. Sie wohnte im Altenheim und war bis 1988 als Lehrerin tätig. Abschließend bemerkt Schwester Hiltraud in ihrem Bericht: „Die Deutschordensschwestern denken gerne an die Zeit in St. Pankraz zurück, wo sie von der Bevölkerung viel Wertschätzung erfahren durften“.
Im Februar 2013 kehrte die letzte Deutschordensschwester nach 30 Jahren im Dienste des Altenheims St. Pankraz in das Kloster Lanegg zurück. Die Pankrazer Bevölkerung und das Altenheim St. Pankraz wusste diesen uneigennützigen Dienst, den die Deutschordensschwestern im Laufe der Jahre für die kranken und hilfsbedürftigen Mitmenschen geleistet haben, zu schätzen und danken ihnen mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott“.