Kraftvoll aus der Coronakrise - der Weg der Südtiroler Seniorenwohnheime in eine gesicherte, innovative und nachhaltige Zukunft

Bozen, 08.11.2022

Die Corona-Pandemie hatte große Auswirkungen auf die Arbeit in den Seniorenwohnheimen. Die Corona-Schutzmaßnahmen führten zu gravierenden Veränderungen in der stationären Seniorenarbeit. Die Zeit der Corona-Pandemie wurde nun wissenschaftlich aufgearbeitet, damit die Seniorenwohnheime für ähnliche künftige Herausforderungen gerüstet sind.

Heute hat der Verband der Seniorenwohnheime Südtirols (VdS) die Ergebnisse der Studie, die in Zusammenarbeit mit der UMIT TIROL (Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik) durchgeführt wurde, vorgestellt. „Wir sind uns bewusst, dass es einige auch schwierige Herausforderungen und Belastungen für alle Beteiligten gab und deshalb war es uns sehr wichtig, diese transparent aufzuarbeiten“, betont Martina Ladurner, die Präsidentin des Verbandes der Südtiroler Seniorenwohnheime (VdS).

Herausforderungen in der Pflege gemeistert

Ein Großteil der an der Studie teilnehmenden Pfleger:innen gaben an, die Herausforderungen und Belastungen gut bewältigt zu haben. Die Belastungen waren groß. Die Angst vor einer Covid-19-Infektion, die Angst um die Gesundheit der Heimbewohner:innen und die Einhaltung des Kontaktverbotes für Angehörige waren für viele Pfleger:innen belastend. Deutlich weniger Auswirkung hatte die Impfpflicht. Diese stellte nur für 19,8 Prozent der Befragten ein starke bzw. sehr starke Belastung dar.

„Es tut gut, zu wissen, dass trotz der vielschichtigen Auswirkungen der Corona-Pandemie ein Großteil der Mitarbeiter:innen sagen, dass die damit verbundenen Herausforderungen in ihrem jeweiligen Seniorenwohnheim bisher gut bewältigt wurden“, sagt Ladurner.

Entwicklung beschleunigt

Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass sich das Pflegepersonal bereits vor Ausbruch der Pandemie an der Belastungsgrenze befand. „Eine Krise kann aber auch Entwicklungen beschleunigen. Die Problematik des Personalmangels wurde nochmal mehr in den Fokus gerückt und hat bei der berufsbegleitenden Ausbildung zur Pflegehelfer:in alle Systempartner zu einem schnelleren Handeln veranlasst“, betont Ladurner. Dieses zusätzliche neue Ausbildungsangebot ist gestern in der Lichtenburg mit der deutschsprachigen Auflage gestartet. Am 14.11.2022 startet die italienische Version.

Starker Zusammenhalt, offene Kommunikation

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen auch, dass der einrichtungsinterne Zusammenhalt eine der stärksten Ressourcen zur Bewältigung der Krise war. Vor allem die Mitarbeitermotivation war zum einen eine große Herausforderung aber gerade auch für die Führungspersonen ein wichtiges Ziel. „Es hat sich gezeigt, wie wichtig eine offene Kommunikation ist“, erklärt Ladurner. „Kommunikation wurde zum Führungsinstrument in der Pandemie. Ständige Kommunikationsbereitschaft, Aufklärung und Informationen seitens der Führungspersonen waren zur Bewältigung der Belastungen sehr wichtig.“

Viele Führungspersonen hätten sich jedoch eine bessere Kommunikation des Landes sowie einen schnelleren Zugang zu Schutzmaßnahmen sowie Hilfe beim Aufbau von Covid-Stationen gewünscht.

Informationen für Angehörige ausreichend und zeitnah

Ein Großteil der Angehörigen hatte an der Informationspolitik der Heime nichts auszusetzen. Laut Studie wurden sie ausreichend (72,9 %) und zeitnah (63,7 %) informiert.

Als große Belastung haben die Angehörigen hingegen die Besuchsverbote in den Heimen empfunden. Aber 8 von 10 Angehörigen unterstrichen, dass Alternativen angeboten wurden (z.B. Besuchsfenster, Besuchsboxen oder Videoanrufe). „Während der Pandemie hat sich gezeigt, dass es bei den Angehörigen unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche gibt“, resümiert Ladurner. Künftig wollen Seniorenwohnheime deshalb dies stärker berücksichtigen und Alternativen wie beispielsweise Videoanrufen anbieten.

Netzwerke ausbauen und Krisenpläne erstellen

Die Seniorenwohnheime wollen in Zukunft auf Krisensituationen besser vorbereitet sein. Die Studie hat gezeigt, dass sich Handlungsempfehlungen für fünf verschiedene Bereiche ableiten lassen: die Erstellung von Pandemie- bzw. Krisenplänen, die Investition in Personalreserven, eine Garantie für die Versorgungssicherheit, Präsenz von Ärztlichen Bezugspersonen und Ausbau von Netzwerkstrukturen.

„Während der Pandemie zeigte sich, dass Führungspersonen bzw. Seniorenheime die gut vernetzt waren, entscheidende Vorteile hatten, da in den Netzwerken gegenseitige Hilfeleistungen geboten wurden. Je besser die Kontakte im Vorfeld waren, desto besser hat es auch während der Pandemie geklappt“, erklärt die Präsidentin des Verbandes der Seniorenwohnheime Martina Ladurner. Deshalb gehe es jetzt darum, aus den Handlungsempfehlungen gemeinsam mit den VdS-Mitgliedern und Systempartnern die entsprechenden Maßnahmen zu erarbeiten, um die Seniorenwohnheime in eine gesicherte, innovative und nachhaltige Zukunft zu führen.

Zusammen mit der „UMIT TIROL Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik“ wurde die Situation in den Südtiroler Seniorenwohnheimen während des Zeitraums März 2020 bis März 2021 analysiert. Insgesamt haben daran 1.231 Personen teilgenommen, 631 Angehörige und 600 Mitarbeiter*innen der Seniorenwohnheime. Es wurde eine schriftliche Befragung der Angehörigen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt, sowie Fokusgruppen-Interviews mit Verantwortlichen und Führungspersonen der Südtiroler Seniorenwohnheime organisiert.

Fotos und Poster mit Infografik können hier herunterladen werden: https://we.tl/t-L24OUpyVXB

Foto: Prof.Dr.Daniela Deufert (UMIT Tirol), Landesrätin Waltraud Deeg, VdS Präsidentin Martina Ladurner, VdS Direktor Oswald Mair, VdS Vizepräsidentin Beatrix Kaserer (v.l.n.r.) bei der Vorstellung der Studie.